Dritte Schweizreise
11.07.- 03.08.1969

1969 unternahmen wir unsere Familien-Ferienfahrt in die Schweiz. Wir, das waren damals: Heinz, Irmgard, Edgar, Angela, Sylvia, Rüdiger, Stefan und Matthis.
Meine dritte Reise ins Lötschental.

Unsere Familienbuch-Einträge

Mein Familienbuch-Eintrag vom 12.07.1969:

... und bogen nach einiger Zeit nach rechts ins Lötschental ab. Auf vielen gewundenen Wegen gelangten wir unter dauerndem Hupen nach Ferden. Das Hupen war eine Warnung für etwaige, entgegenkommende Fahrzeuge, damit sie uns bemerkten, da sie uns wegen der Kurven nicht sehen konnten. ...

Familienbuch-Eintrag (Heinz) vom 13.07.1969:

Zwischen Gampel und Steg öffnet sich rechts der Rhone eine wilde Schlucht, durch die eine Straße hinaufführt nach Goppenstein (1.350 m) an den Ausgang des Lötschbergtunnels. Hier ändert sich plötzlich alles: die Richtung des Tales, das scharf von der bisherigen Nordrichtung nach Osten abbiegt, die Landschaft, bisher steinig und öde, die jetzt weich und grün und einladend wird.

Das Lötschental, durch einen Kranz berühmter Berge und zahlreiche Gletscher von den Nachbarn abgeriegelt, hat sich Sitten und Gebräuche unverfälscht bewahrt. Die Straße führt durch die Dörfer Ferden, Kippel, Wiler und Ried nach Blatten, wo die Talstraße endet.

Oberhalb des Dorfes Ferden, über einen schmalen und steilen 6 km langen Almweg erreichbar, liegt die Faldum Alp. Fünfundzwanzig eng beieinander liegende Holzhütten, fast sämtlich noch bewirtschaftet, bilden ein Almdorf mit einem kleinen, hübschen Holzkirchlein.

Am oberen Ende des Alpdorfes hatten wir unsere Hütte (von Ida Bloetzer gemietet), ganz genau: die zweithöchste.

Hütten-Grundriss

Die Anfahrt war beschwerlich und machte uns wegen der geringen Breite des Weges und der stellenweise steilen Abfälle hart neben dem Weg – während auf der anderen Seite der Fels steil anstieg – ein wenig Angst.
(oben angekommen meinte Heinz gestresst: "Hier fahre ich erst wieder runter, wenn wir nach Hause müssen!")
Aber die Fernsicht von der Alm (2.038 m) entschädigte uns. Die von den späten Schneefällen tief eingehüllten Berge rund um das Lötschental liegen für uns in Sichtweite.

Auf beiden Seiten der Faldumalp rauschen Wildwasser, die aus Eis und Schnee kommen, ins Tal. Aus dem Grund (Hochtal hinter Faldum) fließt der Faldumbach westlich vorbei, auf der Ostseite fließt ein namenloses Wildwasser. ...

Der Ausblick von der Faldumalp ist mit Worten nicht zu beschreiben. Morgens fallen die ersten Sonnenstrahlen durch die Lötschenlücke ins Tal, Abends ruhen die letzten Strahlen auf Aletschhorn und Bietschhorn und hüllen noch später den Dom in Sonnenlicht.

Am Samstagabend konnten wir gleich nach unserer Ankunft Gelegenheit, in der Alpkapelle eine Vorabendmesse zu besuchen. Daher konnten wir am Sonntagmorgen mit allen Kindern und Onkel Werner zum Niven aufbrechen. Wir folgten dem Weg entlang den Verbauungen (Lawinenschutz-Bauten) der Lötschtalbahn. Immer mehr weitete sich der Blick auf die Alpen am Simplon, den Dom und das Weisshorn. Am Hang fanden sich Alpenblumen in unübersehbaren Mengen: große Enziane, Frühjahrsenzian, Trollblumen, Kuhschelle, weiße Anemonen, große blaue Veilchen in Stiefmütterchengröße, Vergißmeinnicht, Herzblumen u. a. An einigen Wildwassern rasteten wir und tranken das kühle Wasser. Nach einem Weg von etwa ¾ Stunden kehrten die kleineren unter Angelas Obhut um. Onkel Werner, Mutti, Vater und Edgar setzten den Weg fort. Matthis ritt, wie schon in Predlitz gehabt, auf Vaters Schultern mit. Wir brauchten noch einmal eine Stunde, ehe wir auf steilem Pfad, zum Teil über Schneefelder gehend, den Niven bestiegen hatten. Von dort weitete sich der Blick nicht nur auf alle Randberge des Lötschentals, sondern bis zum Matterhorn und zur Monte-Rosa-Gruppe. – Für den Abstieg suchten wir uns einen direkten steilen Weg geradewegs zur Faldumalp aus. Für den ersten Tag eine beachtliche Leistung.

Familienbuch-Eintrag (Angela) vom Mo. 14.07.1969:

Am 14.7.69 wanderten wir Kinder mit Papa und Mama über einen Höhenweg zur Restialp und weiter zur Kummenalp. Die Berghänge sahen wie blühende Teppiche aus. Zuerst überquerten wir den Faldumbach. Später den Dornbach. Wir trafen auf viele schöne Blumen z. B.: Teufelskralle, Glockenblumen, verschiedene Knabenkräuter, das seltene Kohlröschen, Vergißmeinnicht, blühenden Klee, Schnittlauch und viele andere schöne Blumen.

Auf der Restialp sahen wir einen Mann, der an einer Tschäggätta(-Maske) schnitzte. Es war Pius Bloetzer, ein Vetter von Tante Käthy. Dann gingen wir einen felsigen Hang entlang, überquerten den Ferdenbach und erreichten schließlich die Kummenalp. Auf der Alp angekommen bekamen wir in einem Wirtshaus jeder einen Becher Milch. Dazu aßen wir Butterzopf. Nun begannen wir, neu gestärkt, den Rückweg. Kurz vor der Restialp fanden wir eine junge Viper. Als wir sie genügend betrachtet hatten, gingen wir weiter, Edgar, Rüdiger und Stefan immer voraus. Bei den Serpentinen, die von der Restialp abwärts führen, verfehlten wir den Weg (damals waren die Wege nicht ausgeschildert wie heute) und mußten eine ganze Strecke wieder hinaufklettern, bis wir den richtigen Weg fanden. Am Dornbach trafen wir wieder auf die Jungen. Dann wanderten wir gemeinsam nach Hause. Bei unserer Hütte angekommen, bestätigten alle, daß es eine sehr schöne Wanderung gewesen war.

Familienbuch-Eintrag (Heinz) vom Di. 15.07.1969:

Am Dienstag, dem 15. Juli 1969, starteten wir zu unserer ersten Autofahrt von der Alp ins Tal. Nahezu eine halbe Stunde brauchten wir für die Fahrt über den steilen und schmalen Weg nach Ferden. Dann kamen wir mit Bremsen, die heiß gelaufen waren, daß das Bremsöl dampfte, an der engsten Stelle zwischen zwei Häusern am Dorfeingang an, durch die man nur gelangen kann, wenn man sich einwinken läßt. – Nach Angaben Einheimischer war noch kein Mercedes vor uns auf der Alp.

Dann begannen wir eine Autofahrt durch die Orte des Lötschentals.

Zuerst erreichten wir Kippel, den Hauptort des Tales, wo wir besonders schöne Häuser und an den Wänden zahlreiche Tschäggätta (richtiger: Tschäggättä-Masken) fanden. ... ... Von Kippel fuhren wir weiter nach Wiler (1421 m) und von dort nach Blatten (1540 m), wo die Talstraße endet. Die Fußwege, die von Blatten auf die Alpen führen, etwa zur Fafleralp, sparten wir uns für später auf und fuhren über Ferden zurück auf unsere Faldumalp.

Familienbuch-Eintrag (Sylvia) vom Di. 15.07.1969:

Heute ging ich zu den Kühen, die im Grund weideten, um sie zu hüten. Ich mußte mit Yvonne und Rüdiger die Kühe hinter den Bach treiben. Danach setzte ich mich an die Brücke auf einen Stein. Yvonne und Rüdiger gingen zu Tante Käthy, die etwas höher saß. Ich war fast zwei Stunden unten, als die Kühe wieder rauf in die Ställe wollten. Jetzt fing das Hüten der Kühe erst richtig an. Manche Kühe stiegen durch den Bach wieder hinauf. Wir mußten sie mit Steinen werfen, damit sie wieder rüber auf die Weide gingen. So wurden sie den ganzen Nachmittag auf der Weide gehalten. Abends gingen die Kühe wieder in ihre Ställe, wo sie gemolken wurden. Ich hatte fünf Stunden die Kühe gehütet.

Familienbuch-Eintrag (Heinz) vom Mi. 16.07.1969:

Nach den anstrengenden Ferientagen gönnten wir uns heute einen Ruhetag, an dem Rüdiger und Matthis ein kleines Fieber (in Folge Sonnenbrand) und Angela einen umgeknickten Fuß auskurieren sollten.
Morgens war Matthis allerdings noch gesund und machte, zuerst alleine mit Papa, später mit Mama, Papa und Sylvia Fotowanderungen, um Alpenblumen zu fotografieren.

Edgar und Stefan wanderten in den Grund bis dahin, wo der ewige Schnee liegt und der Faldumbach entspringt.
Nachmittags gingen Sylvia und Stefan mit Papa in den Grund, später kehrten die Kinder um und Papa kletterte alleine bis auf wenige Meter auf die Spitze der Loicherspitza (2.843 m). Auf dem Heimweg begegnete er Edgar, der zum zweitenmal an diesem Tag in den Grund gezogen kam.

Am späten Nachmittag gab es den ersten kurzen Regenschauer, der uns im Wallis traf. Vor unserer Ankunft war es kalt gewesen und hatte geschneit. Da können wir wegen einem Schauer doch nichts sagen!

Mein Familienbuch-Eintrag vom Do. 17.07.1969:

Heute rafften sich Papa, Mama, Angela, Matthis und ich auf und gingen in den Grund. Zuerst sammelten Mutti und Angela Blumen, Papa verwahrte Matthis und ich langweilte mich, weil ich mit Mutti und Angela wandern wollte.
Nach einiger Zeit machten sich Papa und Matthis auf den Heimweg. Dafür kam Rüdiger und nun zogen wir vier weiter. Während Mutti und Angela weiter Blumen pflückten, vergnügten Rüdiger und ich uns im Schnee. Als Mutti und Angela genug Blumen gepflückt hatten, wanderten wir in Richtung Faldum-Rothorn.
Plötzlich blieb Mutti stehen und zeigte uns ein Murmeltier. Nachdem wir es genug beobachtet hatten gingen wir näher, und als wir weit genug waren, um es genauer zu erkennen, sahen wir: es war ein Stein. In der Nähe des Faldum-Rothorns kehrten wir um, weil Mutti noch kochen mußte. Zu Hause angekommen konnten wir aber sofort essen, denn Papa hatte Mutti gespielt und gekocht.

Familienbuch-Eintrag vom (Heinz) Mo. 21.07.1969:

An den drei Tagen, die der großen Tour zum Simplon, zum Egishorn und nach Saas Fee folgten, machten wir "Ruhetage" auf der Faldum-Alp:

Edgar ging an zwei, Angela an einem Tag mit Tante Käthy nach Ferden, Heu machen.

Irmgard und Heinz gingen am Samstag früh in die Messe und hatten anschließend Pastor Großmann zum Frühstück oben. Abends kam Onkel Werner aus Horgen angereist und hielt uns bis morgens ½ 2 wach.

Die Kinder wanderten in den Grund und malten und sammelten Tee.

Am Sonntagnachmittag hatten wir Tante Käthy und Onkel Werner, Oma Bloetzer und Tante Angelina, Pauline und Toni und andere zu Besuch, deren wallisische Gespräche wir auf Band aufnahmen.

Zwischen durch schalteten wir immer wieder unser neues Transistor-Radio ein und hörten die Nachrichten über den Mondflug der amerikanischen Apollo-Mannschaft.

Das warme sonnige Wetter blieb uns auch weiterhin treu, und wir löschten unseren Durst mit wallisischem Wein und einem Eimer saurer Milch von Tante Angelina, den wir den Schweinen wegtranken.

Am Montag Abend kamen für Pauline zwei Schweine auf die Alp, die an Ohren und Ringelschwanz unter lautem Gequicke abgeladen und in den Stall transportiert wurden.

Familienbuch-Eintrag vom (Irmgard) Mo. 21.07.1969:

Am Montag, 21. Juli, machten sich Heinz und Werner, nachdem wir mit Herrn Pastor Großmann eine Jazzmesse gefeiert hatten, eine Wanderung über den Höhenweg von der Faldum-Alp über die Restialp zur Kummenalp und weiter über die Hockenalp, Lauchernalp, Weritzalp, Tellialp am Schwarzsee vorbei zur Fafleralp. Von dort wanderten wir durch den Gletschergrund bis zum Gletschertor des Langgletschers am Fuß der Lötschenlücke, wo die Lonza entspringt.

Für den Weg, der mit 7 ½ Stunden angegebenen war, brauchten wir 5 ¾ Stunden. Wir genossen herrliche, stets wechselnde Blicke ins Lötschental und Rückblicke auf die Faldumalp und freuten uns an einer Fülle von Alpenblumen. Unsere Stärkung: Alpenkräutertee mit Chrüter verdünnt.
(nicht beschrieben hat Heinz hier, wie unendlich fertig beide waren, als sie endlich wieder auf Faldum eintrafen)

Familienbuch-Eintrag vom (???) Mo. 21.07.1969:

Angela, Sylvia, Yvonne und ich gingen an einem Tag Tee pflücken. Wir suchten den ganzen Tag fleißig. Wir sammelten Kamille, Almenrauschblüte, Alpenstiefmütterchen, Thymian, Huflattich. Die gesammelten Blüten wurden zum Trocknen auf den Ofen gelegt.
Dann tranken wir von dem Tee, der schmeckte sehr lecker.

Familienbuch-Eintrag vom (Irmgard) Di. 22.07.1969:

Am Vormittag des 22. Juli brachen Heinz, Edgar und Irmgard zu einer ganztägigen Wanderung auf. Angela hütete die vier Kleinen und versorgte sie auch zu Mittag. Wir drei gingen über den Höhenweg auf die Restialp zu. Unterwegs zeigte Heinz uns herrliche blaue, riesengroße wilde Akelei. Sie standen an einem Felshang zusammen mit gelben Trollblumen. Wir gingen weiter bis zum Dornbach. Dort machten wir unsere erste Rast, weil uns die Stelle so gut gefällt. Statt weiter auf die Kummenalp zuzugehen, stiegen wir im Bett des Dornbaches aufwärts. Das war stellenweise eine anstrengende Kletterei, bei der wir uns am Gesträuch festhalten mußten. Später ginges über große Schneefelder. Als wir fast auf der Paßhöhe waren, zogen dicke Regenwolken auf. Darum verzichteten wir auf den Gang über den Paß und durch den Grund. Wir kehrten über die Restialp nach Hause zurück. Naß und zufrieden erreichten wir unsere Hütte.

Familienbuch-Eintrag vom (Irmgard) Fr. 25.07.1969:

Am nächsten Tag (nach einer zweitägigen Tour um den Genfer See, über den Großen Sankt Bernhard nach Aosta und zurück durch den Mont-Blank-Tunnel, über Chamonix und Martigny ins Lötschental) waren wir alle recht ruhebedürftig. Am Morgen schrieben wir für unser Familienbuch, malten oder beschäftigten uns mit etwas Hausarbeit. Edgar und Angela fuhren mit Tante Käthy ins Dorf und halfen beim Heuen. Nachmittags machten Vater, Mutter und Matthis einen Spaziergang über den Höhenweg in Richtung Restialp. Heinz hatte am Hang Türkenbundlilien entdeckt, die er mir unbedingt zeigen wollte. Diese Blumen sind hier in diesem Sommer eine Seltenheit, da sie von Insekten befallen sind. Zu unserer Verwunderung fanden wir aber doch eine Reihe sehr schöner Exemplare. Nun tat es uns leid, daß wir den Fotoapparat nicht mitgenommen hatten. Am Abend saßen wir noch lange mit Werner und Käthy in unserer Hütte zusammen. Werner hatte seinen letzten Abend auf der Faldumalp.

Am Sonntagmorgen machten Heinz und ich wieder einen Spaziergang über den Höhenweg und fotografierten Türkenbundlilien. Daheim stiegen wir, immer auf der Suche nach noch schöneren Blüten, einen Felsen hoch, bis wir fast auf dem Kamm waren. Wir machten uns schon Sorgen, wie wir wieder da hinunter kommen sollten, da entdeckten wir einen Kuhpfad, der am Berg entlang lief. Wir folgten ihm und wanderten nun gemächlich dem Grund zu und von dort zurück zur Alp.

Familienbuch-Eintrag vom (Sylvia) So. 27.07.1969:

Am Sonntagnachmittag machten wir acht einen Familienausflug mit Oma Bloetzer, Tante Käthy und Onkel Werner, Hans und Agnes und deren Kinder Yvonne, Roland, Lisbeth, Alice und der kleinen Jolanda, Klärchen und Otto mit ihren Kindern Norbert und Lilian.

Wir gingen in den Grund, wo Otto und Hans ein Feuer gemacht hatten. Dort aßen wir Raclette (am Holzfeuer gebratenen Käse auf Weißbrot mit Pfeffer bestreut) und tranken dazu Weißwein, Rotwein oder Saft.

Wir Kinder tobten dann herum und jubelten. Es war ein schöner Nachmittag.

Mein Familienbuch-Eintrag vom Di. 29.07.1969:

Heute machten wir einen Ruhetag, an dem feste gearbeitet wurde. Am Morgen halfen Stefan und ich Tante Käthy und Oma Bloetzer, aus einem kleinen Heuschober Holzstücke auszuräumen. Rüdiger und Sylvia köpften Disteln. Während ich die großen Stücke spaltete, half Stefan die Scheite aufzulesen und beim Herd aufzustapeln. Danach brachten wir Schindeln und Bretter in den Kuhstall und stellten sie in eine Ecke. Nachdem wir alle von der Melone, die wir von unserer Reise nach Italien mitgebracht hatten, gegessen hatten, gingen wir Jungen und Papa auf die Matten unterhalb der Faldumalp, um Oma Bloetzer, Tante Kathy und Roland beim Heuen zu helfen.

Tante Käthy rechte das Heu zusammen, Oma Bloetzer machte Burdin und Papa und ich trugen sie zum Heuschober, wo Angela und Yvonne es hineintaten. Auch Stefan und Rüdiger trugen zwischendurch kleine Burdin. Als wir dort fertig waren, gingen wir zu Dolores und machten dort weiter. Zum Mittagessen hatten Oma Bloetzer, Tante Käthy, Yvonne und Roland eingeladen.

Nach dem Essen kamen Hans, Otti und Ignatz und brachten Paulin Heu. Nachdem sie alles abgeladen hatten, stopften Paulin und ich es in Paulines Heuschober. Hans, Otti, Ignatz und eine Menge anderer Erwachsener tranken vor unserer Hütte Bier und Wein. Josef, Tante Angelinas Sohn, und ich gingen uns Rinde holen und schnitzten Masken, wie man sie hier viel findet. Als am Abend starker Nebel aufkam, mußten wir noch mit Dolores Kühe suchen, jedoch vergeblich, weil sie, während wir suchten, von selbst nach Hause kamen. Am späten Abend zogen immer noch Wolken ins Lötschental hinein, und es begann zu regnen.

Familienbuch-Eintrag (Heinz) vom Mi. 30.07.1969:

Am Abend hatten Irmgard und ich den Nebel- und Regenwolken nachgeblickt, die ins Lötschental hinein und die Berge hinauf zogen. Am Morgen sagten wir unseren geplagten Ausflug ab. Die Kinder gingen auf den Hang und schnitten weiter Disteln ab. – Ich machte mich im Laufe des Vormittages mit Oma Bloetzer und Dolores Seeberger auf den Weg nach Kippel, wo wir von Tante Angelina herzlich aufgenommen und bewirtet wuren. Ich konnte dann mehrere Lieder, von Oma Bloetzer, Tante Angelina und Dolores gesungen, auf Band aufnehmen.

Am Nachmittag führte Dolores Irmgard, Edgar und mich auf den Nivengrat. Wir fuhren den Höhenweg bis hoch in die Verbauungen mit dem Wagen und stiegen dann über das Schwarzhorn zum Nivengrat, wo wir auf einer ebenen, bachdurchflossenen Bergwiese unsere ersten Edelweiß fanden, fotografierten und pflückten. Für dies lang ersehnte Glück waren wir Dolores sehr dankbar.

Den Abstieg machten wir über die obere Fäsilalp und die obere Meiggenalp und genossen noch schöne Blicke auf die Schneeberge, die ab und zu aus den Wolken hervorkamen.

Familienbuch-Eintrag (Heinz) vom Fr. 01.08.1969:

Abschied von der Faldumalp und vom Lötschental:
Der 1. August, Bundesfeiertag der Schweiz, war unser letzter Tag auf Faldum. Ich begann den Tag mit einer Abschiedswanderung über den Höhenweg zur Restialp, zu der ich allein schon kurz nach 5 Uhr aufbrach. Im Laufe des Vormittages beendeten die Kinder ihren Feldzug gegen die Disteln. Bei der Kapelle wurden Holzstücke zu einem Feuer aufgeschichtet.

Am Nachmittag machten Irmgard und ich mit Dolores noch eine letzte Bergwanderung bis auf den Faldumgrad. Dort nahmen wir Abschied vom Lötschental und hatten – trotz des wolkigen Wetters – letzte Fernblicke auf den Dom.
Am späten Nachmittag bemühten wir uns, letzte Kohlröschen zu finden und nahmen die Stimmen unserer Freunde auf Faldum auf Band auf.

Um 20 Uhr gingen wir alle miteinander in die Abendmesse und danach an das Feuer. Auch auf Fafleralp, Hockenalp und Weritzalp flammten Feuer auf, aber unseres schien am hellsten aufzubrennen. Die Frauen sangen, von wenigen Männern unterstützt, Heimatlieder. Auch wir beteiligten uns mit einem Lied am Gesang.

Dann saßen wir fast bis Mitternacht mit Oma Bloetzer und Tante Käthy, Tante Angelina und Dolores zusammen und verplauderten unseren letzten Abend auf Faldum.

Familienbuch-Eintrag (Irmgard) vom So. 03.08.1969:

Am Samstag, dem 2. August, nahmen wir Abschied von der Alp und traten unsere Heimreise an. Tante Käthy, die Sehnsucht nach ihrem Schatz hatte, fuhr mit uns. Unsere Fahrt führte uns noch einmal über den beängstigend schmalen und gewundenen Weg runter nach Ferden. Noch einmal zwischen den steilen, trostlosen Felsen hindurch nach Gampel und dann die Rhone aufwärts den Pässen zu. ...

 

 

Bei diesem Aufenthalt auf Faldum lernte ich auch die Sage um die Spend von Ferden kennen. Im Grund hinter der Faldum-Staffel gab es eine Steinmauer, die sich hinten quer durch das Hochtal zog und deren beide Öffnungen mit Stämmen verschlossen waren, bis das Vieh am 22. Juli zum ersten Mal auf die Weiden dahinter durfte.


22.09.2003 - Letzte Aktualisierung dieser Seite: 30.01.2004 - © edgar droste-orlowski

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