Sicherheit beim Bergwandern

Die Organisation "Schweizer Wanderwege SAW" kümmert sich nicht nur um die Planung und den Unterhalt des größten Teiles des aktuellen Wanderwegnetzes der Schweiz, das über 50.000 km umfasst, sondern auch um deren Markierung. Richtlinien tragen dazu bei, dass in der gesamten Schweiz die Markierung der Wanderwege einheitlich ist.

Die Bodenbeschaffenheit dieser Wander- und Gebirgspfade ist sehr vielfältig: Nackte oder begraste Erde, Wurzeln, Steine, Schotter und Felsplatten wechseln oft in unerwarteter Folge. Besonders die schmierig-nasse Erde, vor allem als dünne Schicht auf Steinen, welche die Wege bedecken, ist oft äußerst rutschig. Ungenügende Ausrüstung, vor allem falsches Schuhwerk, leisten einem Sturz zusätzlich Vorschub.

Stürze außerhalb von Bergwegen oder gut begehbaren Pfaden sind beim Bergwandern die weitaus häufigste Ursache von tödlichen Unfällen. Bereits bei der Wahl und Planung der Wanderung muss bewusst von den Kenntnissen und Fähigkeiten der Teilnehmer ausgegangen werden, um Überforderungen und damit zusätzliche Gefahren auszuschließen.

Befolgen Sie zur Sicherheit aller die folgenden Richtlinien:

A. Planen Sie Ihre Bergwanderung:

  a. Route:
  Planen Sie die Route jeder Bergwanderung anhand von aktuellem Kartenmaterial und Literatur.
Karten im Maßstab 1:50.000 und 1:25.000 sind zu bevorzugen.
  Beachten Sie Routenlänge, Höhenunterschiede und Schwierigkeitsgrade.
Denken Sie vor allem immer auch an den Abstieg.
  Richten Sie Ihre Planung immer am schwächsten Gruppenmitglied aus!
  Planen Sie Zeitreserven ein.
  b. Ausrüstung:
  Überprüfen Sie Ihre Wanderausrüstung frühzeitig und komplettieren Sie sie gegebenenfalls.
  Achten Sie auf eine geeignete und vollständige Ausrüstung:
    1. feste, hohe Wanderschuhe, bequeme Kleidung
    2. Sonnen-, Wind-, Kälte- und Regenschutzkleidung
    3. genügend Getränke und Proviant
    4. Wanderkarten, Landeskarten, Uhr, evtl. Kompass und Höhenmesser
    5. Wanderstöcke und evtl. Sonnenbrille, Handschuhe
  für den Notfall sollten Sie einstecken:
    6. elastische Binde, Verbandsmaterial, Rettungsdecke
    7. Taschenlampe (Batterien!) und Handy (ausgeschaltet, aber für den Notfall griffbereit)
  Beachten Sie dabei den Grundsatz: Sowenig wie möglich, aber soviel wie notwendig!
  Informieren Sie dritte über Ihre Route und Ihr Ziel. Vergesen Sie dabei nicht, sich nach Ankunft bei diesen Personen zurückzumelden.
  Prägen Sie sich die Not-Signale ein (siehe 'bergwandern - signale für den notfall')
  c. Wetter:
  Studieren Sie den aktuellen Wetterbericht und erkundigen Sie sich bei (alten) Einheimischen nach den zu erwartenden Wetterverhältnissen. Das Wetter kann unter Umständen von Tal zu Tal sehr unterschiedlich sein.
  Verschieben Sie Ihre Wanderung, bevor Sie ein Risiko eingehen.

B. Beachten Sie bei Ihrer Bergwanderung folgende Regeln:

  Gehen Sie nie alleine auf eine Bergwanderung.
  Bleiben Sie immer auf den gekennzeichneten Wegen.
  Beobachten Sie während Ihrer Bergwanderung immer wieder die Wetterentwicklung. Gerade im Gebirge kann das Wetter innerhalb kürzester Zeit umschlagen.
  Überwachen Sie Ihre Zeitplanung ständig.
  Rasten Sie regelmäßig. Essen und trinken Sie ausreichend.
  Gehen Sie kein Risiko ein.
  Leisten Sie bei einem Unfall zuerst Erste Hilfe und sorgen Sie unbedingt für Kälteschutz. Holen Sie dann Hilfe, lassen Sie aber Verletzte nach Möglichkeit nicht alleine.

C. Kehren Sie im Zweifelsfall lieber um!

  Sollte das Wetter umschlagen, Sie sich verlaufen haben oder Ihnen unwohl sein: bleiben Sie auf jeden Fall in der Gruppe zusammen und kehren Sie lieber um, bevor Sie ein Risiko eingehen.

Fehlt was?

Ach ja! Vergessen Sie nicht Ihr gutes Schweizermesser – Sie benötigen es nicht nur bei Notfällen, sondern auch zum Schneiden von Brot und Käse und um sich gegen die gefährlichen Murmeltiere zur Wehr zu setzen :-) – und eine Plastiktüte für Ihre Abfälle – damit andere, die Ihnen folgen, und Sie selbst bei Ihrer nächsten Wanderung, nicht durch zurückgelassenen Unrat laufen müssen!
Feldstecher und Fotoapparat sind zwar nicht notwendig, machen aber eine Wanderung oft interessanter bzw. zu einem lange nachwirkenden Erlebnis.

NOCH WAS!!!

Liebe Holländer, passt auf Eure Kinder auf und hindert sie an solchem Schwachsinn wie dem Umleiten von Bächen und ähnlichem unüberlegtem Tun. Ihr seid im Gebirge(!) und nicht am Meer, wo nach Sandburgenbau die nächste Flut alles wieder in den Urzustand zurückversetzt.

 

Zur Ausüstung für Bergwanderungen gab der Baedeker 1927 unter der Überschrift "Fußreisen" folgende Hinweise:

Ausrüstung. Nicht zu leichter Anzug aus Wollstoff; Hemden von feinem engl. Flanell, Jäger’sche Wollhemden oder Lahmann’sche Reform-Baumwollhemden; weiche wollene Strümpfe; leichter Filzhut mit Sturmband; Sommer-Überrock, oder ein leichter engl. Regenmantel, lodener Wettermantel oder Plaid. Unbedingt notwendig sind starke dauerhafte, nicht neue, sondern gut eingetretene doppelsohlige Schuhe, mit niedrigen breiten Absätzen, auf dem Spann zu schnüren und gut anliegend, aber mit hinlänglichem Platz für die Zehen, besonders nach vorn. Zu größeren Gebirgswanderungen gehören eigene feste, mit starken, scharfen Nägeln beschlagene Bergschuhe, die man sich am besten zu Hause machen und, nachdem man sie gut eingetreten hat, in der Schweiz benageln läßt. Sie dürfen weder drücken noch reiben; die kleinste Wunde am Fuß kann die Reise vereiteln. Unterwegs dürfen die Bergschuhe, namentlich wenn sie naß geworden sind, nicht gewichst, sondern nur eingefettet werden (Rizinusöl, gutes Schmiermittel).

D a m e n, die Bergtouren unternehmen wollen, müssen sich gleichfalls mit derben doppelsohligen benagelten Schuhen ausrüsten, die aber ja nicht zu hoch und hinten gehörig gesteift sein sollen, damit sie an der Achillesferse nicht reiben. Der Anzug besteht am besten aus einem kurzen faltigen Damenrock von Flanell mit Jacke (darunter eine Bluse oder Tricot-Taille, falls die Jacke abgelegt werden soll) und Hose, die am Knie geschlossen sein muß, aber die Bewegung nicht hindern darf. Wollene Unterkleider, dicke wollene Strümpfe, Gamaschen, lederner Gürtel, lederner Riemen zum Aufschürzen des Rocks, waschlederne lange Handschuhe, Schleier, Schutzbrille sind unentbehrlich. Das Korsett darf nicht fest geschnürt sein, um das Atmen nicht zu erschweren.

Die weiter Ausrüstung wird sich nach den individuellen Bedürfnissen des Touristen richten. Notwendig sind u. a. leichte lederne Hausschuhe; ein Paar baumwollene und ein Paar derbe wollene Handschuhe; ein solides Taschenmesser mit Korkenzieher; lederne Trinkbecher; Feldstecher; Nähzeug; Verbandzeug (Touristen-Apotheke); nützlich ein kl. Kompaß, Taschenlaterne; Taschen-Thermometer; Aneroid-Barometer.


08.09.2003 - Letzte Aktualisierung dieser Seite: 19.10.2016
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